Landwirtschaft und Gartenbau
Neben der temperaturbedingten Verlängerung der Vegetationsperiode beeinflusst das gehäufte bzw. verstärkte Eintreten von Extremereignissen (insbesondere Dürre, Starkregen, Spätfrost und Hagel) die sächsische Landwirtschaft und den sächsischen Gartenbau.
Ertragsauswertungen für Winterweizen, -gerste, -roggen und -raps sowie Silomais in Sachsen im Zeitraum von 1955 bis 2019 zeigen, dass die Erträge aller Fruchtarten deutlich gestiegen sind. Allerdings schwächte sich der Ertragsanstieg seit etwa 1995 bei Winterweizen, -gerste und -raps ab, während die Erträge von Winterroggen und Silomais sogar sanken (siehe Indikator „Ertragsentwicklung der Hauptfruchtarten“). Wenngleich auch ein Rückgang des Züchtungsfortschrittes und eine Veränderung acker- und pflanzenbaulicher Praktiken für diese Entwicklungen mitverantwortlich sein können, ist in der Zunahme von Wetterextremereignissen die Hauptursache hierfür zu sehen. Insbesondere das dürrebedingte Ertragsausfallrisiko hat in Sachsen in den letzten drei Jahrzehnten zugenommen (siehe Indikatoren „Dürrebedingtes Ertragsausfallrisiko landwirtschaftlicher Kulturen“, „Beginn/Ende Frostfreiheit im Pflanzenbau“, „Blühbeginn beim Apfel“).
Starke Ertrags- und Qualitätsschwankungen bei Futtermittelpflanzen sind auch für die Tierhaltung problematisch und werden zu wechselnder Verknappung und Überversorgung am Futtermittelmarkt beitragen.
So ist bereits heute eine Zunahme durch wärmeliebende Erreger verursachter Krankheiten, denen kurze Feuchte- oder Tauphasen zur Ausbreitung genügen, zu beobachten (siehe Indikator „Veränderung des Spektrums und Auftretens von Schaderregern“). Die Tendenz zur Ausbreitung wärmeliebender Arten besteht auch bei Unkräutern. In Sachsen lässt sich bereits eine Zunahme problematischer Neophyten wie Samtpappel, Weißer Stechapfel, Giftbeere und Beifußblättrige Ambrosie beobachten. Zudem werden durch mildere Winter Herbstkeimer wie z. B. Ackerfuchsschwanz, Klettenlabkraut, Taubnessel, Ehrenpreis und Stiefmütterchen in ihrer Entwicklung gefördert und erreichen im Frühjahr ein fortgeschrittenes Entwicklungsstadium. Problematisch ist zudem eine verminderte Wirksamkeit von Bodenherbiziden bei hohen Temperaturen und Trockenheit.
In der Tierhaltung führt die Hitzebelastung zu Leistungseinbußen. Zudem wird sich der Infektionsdruck durch verschiedene Krankheiten und Parasiten (z.B. Blauzungenkrankheit, West-Nil-Virus-Infektion, Kriebelmücken) erhöhen.
Eine weitere Zunahme der Regenerosivität durch zunehmende/intensivere Starkniederschlagsereignisse führt ohne entsprechende Gegenmaßnahmen zu einer Häufung erosionsbedingter Schäden auf und außerhalb der Felder. Somit könnten auch sedimentgebundene Phosphateinträge in Gewässer zunehmen. Auch die Wirkungen der im Rahmen der aktuellen Düngeverordnung (DüV) verordneten Maßgaben zur Reduktion der Nitrateinträge in Grundwasserkörper könnten durch das Zusammenspiel dreier Faktoren abgeschwächt/konterkariert werden: (i) Temperaturerhöhungen im Winterhalbjahr können zu einem Anstieg der Humusabbaurate und somit zu einer erhöhten N-Mineralisierung führen, (ii) reduzierte Wasserverfügbarkeit während Dürrephasen im Sommerhalbjahr kann die N-Nutzungseffizienz durch Kulturpflanzen verschlechtern und (iii) reduzierte Grundwasserneubildungsraten können durch einen verminderten Verdünnungseffekt zu einem Anstieg der Nitratkonzentrationen im Grundwasser führen.
Folgende Indikatoren bilden die Auswirkungen der Klimaentwicklung auf das Handlungsfeld Landwirtschaft und Gartenbau ab:
- IL-1 Ertragsausfallrisiko landwirtschaftlicher Kulturen (insb. Getreide und Raps) (*.pdf, 0,43 MB)
- IL-2 Ertragsentwicklung der Hauptfruchtarten (*.pdf, 0,48 MB)
- IL-3 Veränderung des Spektrums und Auftretens von Schaderregern (*.pdf, 0,36 MB)
- IL-4 Beginn und Ende der Frost-Freiheit im Pflanzenbau (*.pdf, 0,23 MB)
- IL-5 Blühbeginn des Apfels (*.pdf, 0,18 MB)